20.07.2013
Ich habe keinen Schimmer wie spät es war, als mich meine Frau liebevoll weckte. Kaffeeduft zog in die Kajüte. Für die erste Nacht
hatte ich erstaunlich gut geschlafen. Nur das Kondenswasser auf meinem Kopfkissen wollte nicht so richtig gefallen.
Rein in die Klamotten und an den Tisch gesetzt. Brüderchen und Schwägerin waren schon da.
Was mir natürlich gleich einen schnippischen Kommentar meines Bruders einbrachte!
"Ich bin hier der Kapitän und gefrühstückt wird, wenn ich da bin....basta!"
Wir mußten alle herzlich lachen.
Nach Kaffee, Rührei und Nutella Sandwich noch mal kurz ins Büro und da die zu erwartene Reperatur wohl auszufallen schien......machten wir alles zum Ablegen bereit.
Die Sonne gab ihr bestes und wir wollten los.
Erstmal Richtung Victoria Lock. Schon beim Starten kamen die ersten Probleme.
Ich versuchte den Diesel vom Außensteuerstand zu starten......nichts......also wieder rein und den Motor von innen
gestartet....das Gepiepse ist ja echt grausam!
Motor läuft, nach einer kurzen Warmlaufphase hieß es, Leinen los. Vor lauter Aufregung nicht gleich an der ersten Brücke anzuecken,
fiel mir erst später auf, daß die gesamten Armaturen inkl. Drehzahlmesser nicht funktionierten.
Na toll, Umdrehen????? NÖ, wir hatten gestern schon vergeblich auf die Backofenreperatur gewartet.
Wenn man(n) einen langen Hals machte, konnte man die Instrumente ja auch von hier oben im unteren Steuerstand ablesen.
Marco und Andrea machten es sich an der Bugrelling bequem.
Yeeessss, wir sind unterwegs. Schön!!!!
Auf höhe "The Cribbies" werfe ich einen Blick auf die Temperaturanzeige!
Schock........die Nadel steht bei 140 Grad!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Gang raus, runter und den Motor abgeschaltet, wieder rauf und hoffen, daß uns die Strömung nicht dreht!!!
Gabi schnappte sich das Handy und rief in der Marina an.....die Chefin war dran. Gabi schilderte ihr unser Problem
und sie hole mal ebend einen Mechaniker.....wir sollen warten!
Warten.....das sagt sich so leicht.....die Strömung treibt uns immer weiter Richtung Ufer....es sind noch gut zwei Meter bis zu der Stelle, an der wir schon
große Steine sehen können. Und weil das noch nicht reicht ......kommt uns auch noch ein Boot entgegen!!!!
Mein Puls steigt auf 180, eine Mischung aus Panik und Wut..........Gabi hat jemanden an der Strippe!
Was dann kam, setzte dem ganzen die Krone auf........"Kein Problem......die Temperaturanzeige ist defekt
und wird nächste Woche ausgetauscht.....Einfach mal draufhauen und dann geht das schon"!
Marco war unter Deck und ich brüllte ihn an den Motor zu starten........, sachte zurück, Ruder hart backbord und
dann nichts wie zurück in die Fahrrinne. Erstaunlicherweise hielt sich mein Wutausbruch in Grenzen.
Trotzdem, eine winzig kleine Info über das, was alles nicht auf diesem Boot funktionierte, wäre durch aus eine nette Geste gewesen!!!
Noch nicht ganz wieder beruhigt, kommt auch schon die erste Schleuse..."Viktoria Lock". Die Tore waren offen und ein kleines Boot wartete schon.
"Bloß nirgendwo anecken.......keine Peinlichkeiten, das geht jetzt gar nicht".
Wie in Zeitlupe bringe ich die Crest in die Schleuse, Marco und Gabi machen Leinendienst und Andrea bezahlt unseren
Obolus an den Schleusenwärter. Ein perfektes Team, mit Stolz geschwellter Brust warte ich auf die Öffnung der Tore.
Die erste Schleuse lag hinter uns.....bei uns allen machte sich Erleichterung breit! Nächster Halt "Portumna Bridge".
Wir waren noch etwa eine Stunde zu früh dran und da der Anleger auf der Emerald Star Seite voll war,
machten wir am Steg fest. Das klappte auch ganz gut. Ein anderes Boot mit irischer Besatzung kam auf uns zu, wir wollten beim Anlegen helfen, aber das wurde dankend abgelehnt. Der Wind frischte auf und ihr Boot wurde immer wieder vom Steg abgetrieben, nach dem dritten Versuch klappte es.
Kaum war die erste Leine fest, da öffnete sich die Brücke. Mit 11 andern Booten passierten wir diese und fuhren raus auf den
"Lough Derg".
Was vorher etwas frischer Wind war, wurde hier schon merklich stärker. Und schon hatten wir leichten Wellengang.
Jetzt wollte ich doch wissen, was in diesem alten Kahn steckte, Hebel auf den Tisch und?????
Saudumme Idee......die Crest vibriert als ob sie jede Sekunde in ihre Einzelteile zerfallen würde.
Hebel retour, 1800 Umdrehungen, der Motor übertönt zwar immer noch das Radio,
aber es füllt sich nicht mehr so grausam an.
Unser erstes Ziel Terryglass kommt in Sicht. Wie wir näher kommen sehen wir, daß der Anleger übervoll ist. Hier liegen sie sogar schon
im Päckchen. Nichts für uns also weiter.......neues Ziel Kilgarvan.
Auf dem Weg dorthin verurteilt mich meine Göttergatin zum eincremen.....ich hasse das, Schmierkram!
Aber recht hat sie, die Sonne brennt wie verrückt, Marco hat sich schon unter Deck verkrümmelt. Bei seiner hellen Haut auf jeden Fall die bessere Entscheidung.
Wir haben den Diesel auf 1200 U/min gedrosselt, Gabi übernimmt mal kurz......auch ein Kapitän muss mal für kleine Jungs!!!
Wieder an meinem Platz will ich jetzt mal das Horn ausprobieren.... das Ding ist definitiv nur von innen zu
hören und somit wird das Teil kurzerhand zur "Kaffeeklingel" ernannt!
Die Damen versorgen uns mit frischem Kaffee und ich biege gerade zum Anleger von Kilgarvan ein, als uns in der schmalen Zufahrt ein Boot entgegenkommt. Wir grüßen freundlich und wollen weiter, der Fahrer grüßt immer noch...komisch.
Ach nee, der will uns was sagen, Maschine stop und er erzählt uns, daß der vordere Anleger voll sei und im hinteren Teil der Wasserstand gerade mal für ein Ruderboot reichen würde, na prima!!!!
Nächster Versuch Dromineer, am Marker von Corrikeen Islands übergebe ich das Ruder an meinen Bruder....mir scheint der
Schädel zu platzten, war wohl zu viel Sonne. Ich mache es mir auf der Sitzecke im Salon bequem. Marco bringt uns in den Hafen und das Anlegen geht ohne
Berührung von statten......ganz so als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht, außer Hausboot fahren!
Ich bin beeindruckt!!!
Wir machen uns auf, die in der Karte verzeichnete Einkaufsmöglichkeit zu suchen.....ein Eis wäre jetzt genau das richtige! Der erwartete
"Supermarkt" entpuppt sich als kleiner "Tante Emma" Laden. Viel gibt es hier nicht......aber dafür EIS!
Mit dem Eis in der Hand geht es die Straße entlang, die gesäumt ist von wunderschönen kleinen Häuschen und teilweise
sehr schönen und gepflegten Gärten! Von einem Hügel aus ist die Aussicht genial!
Uns fiel auf, dass jeder der uns im Wagen entgegen kam, grüßte.....Also ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen
Touri auf der Straße gegrüßt. Da kann man mal sehen, die Iren sind halt um eine Ecke freundlicher als unser einer!
An einer Kreuzung machen wir kehrt, uns steht das Wasser schon fast in den Schuhen, so heiss ist es und von Wind ist hier auch nichts zu
spüren.
Auf dem Rückweg kommen wir an einem Pub vorbei dem "Whiskey Still". Super mit "Biergarten" für die Rauchsüchtigen!
Bei uns macht sich so ein kleines Hüngerchen breit, dem kann abgeholfen werden. Wir suchen uns einen Platz und der kleine Bruder wird zum Getränke
holen verdonnert. Hat gut geklappt......können wir so beibehalten!!!!
Zum Essen gab es dann Steak für Marco, die Mädels hatten was mit Fisch und ich probierte mal den Beefburger.
Sehr Lecker auch wenn wir darauf fast eine Stunde warten mußten......der Koch hatte noch Pause und für die warme
Küche waren wir viel zu früh dran.
Einen Tisch weiter saßen zwei Einheimische die uns ansprachen und wir plauderten noch eine Weile.
An die Offenheit der Leute hier muss ich mich erst gewöhnen...!
Jetzt war aber ein Verdauungsspaziergang fällig. Wir schauten rüber zum Segelclub und wurden vom Besitzer für den Abend eingeladen.
Uns fehlten aber Schlips und Kragen und so lehnten wir dankend ab. Noch einen kurzen Abstecher zur Ruine und dann zurück zum Boot!
Wir saßen an Deck und schauten in die Abenddämmerung. Gabi hat wunderschöne Fotos gemacht.
Nach einem kurzen Abstecher an den Strand......zum Füße baden, machten wir es uns gemütlich. Andrea war in ihr
E-Book vertieft genau wie Gabi und wir Männer diskutierten über die Möglichkeit einer Firmengründung!
Ein schöner Abend!!!