Freitag, 25.10.2013

 

 

Nach dem Aufstehen und dem obligatorischen Frühstück stellten wir fest, dass Regen und Wind unsere schöne Duke ziemlich verdreckt hat. Überall lästiges und dreckiges Blattwerk. Ein weiterer Effekt der letzten Nacht war, dass die Fender nun über dem Anleger hingen. Was nur heissen konnte, dass der Wasserstand um etliche Zentimeter gestiegen sein musste. Aber mit diesem Problem befassten wir uns später. 

 

Bei grauem Himmel und leichten Wind aus Ost fuhren wir Richtung Skalan Lock. Die meisterten wir ohne weitere Vorkommnisse. Auf Höhe Bellahady kamen schon die ersten Sonnenstrahlen durch. In Ballyconell angekommen fiel unser erster Blick auf den Wasserstandsmarker. 3, 30 Meter war dort zu lesen. Also kurz vor der Brücke gedreht und am Anleger festgemacht. Wir waren uns einig, das kann nicht passen. Wir beschlossen also, uns erst mal die Beine im Ort zu vertreten. Nach einem einstündigen Spaziergang und vielen Fotos später, enterten wir einen coffeshop. Hier gabs für Gabi ein traditionelles irisches  Frühstück mit Toast, endlich mal wieder getoastetes Brot. Für mich gabs Kakao. Zu uns am Nebentisch gesellte sich ein etwas älterer Ire, was normalerweise nicht weiter erwähnenswert wäre, doch er gehörte zu der Gattung, die nicht wußten, dass man auf einem Boot auch Urlaub machen konnte. Wir haben trotzdem viel gemeinsam gelacht und waren froh, dass wir ihm ein bisschen von dieser Art Urlaub vorschwärmen durften.

 

Nach dieser Zwischenstation gings zurück zum Anleger. Begleitet vom herrlichen Sonnenschein und einer wohligen Wärme rief Gabi bei Micky an und erklärte ihm unser Problem. Dieser bedankte sich überschwenglich für unseren Anruf und versprach so gegen 15 Uhr bei uns zu sein, um die Scheiben abzubauen, damit wir unter der Brücke durchfahren konnten. Bis dahin hatten wir noch 2 Stunden Zeit. Die erste Stunde vertrödelten wir in der Sonne, einfach nur herrlich. Dann wurde mir etwas langweilig und ich beschloß meiner Süssen etwas Gutes zu tun. Ich machte mich auf den Weg in den nächsten Supermarkt. Dort schlenderte ich erst etwas ziellos umher, entschied mich dann für Baiser, einem Schokomuffin und für mich eine Großpackung Mars. An der Kassa hatte ich prompt das falsche Geld in der Hand. Die Kassiererin quittierte es mit einem Kopfschütteln und einem Lächeln. Gabi brachte in der Zwischenzeit das Boot auf Vordermann.

Am Boot angekommen übergab ich meine Mitbringsel, welche bei meiner Frau ein großes Grinsen in ihr Gesicht zauberten. Es ist doch schön zu sehen, was solche Kleinigkeiten für Reaktionen auslösen. Wir beobachteten noch eine Weile, zwei Waterway-Mitarbeiter,  die zum Glühbirnen wechseln, wie sich später heraus stellte, 2 Mann, 2 Leitern, Schutzwesten und Schutzhelme brauchten.

Um 14.45 Uhr fuhr Micky mit seinem Mechaniker Andy vor. Nach einer freundlichen Begrüßung und wiederholten Danksagungen für den Anruf,  schnappte Andy sein Werkzeugköfferchen und wir begannen zu viert, alle Scheiben zu demontieren.

Während wir so die Arbeit verrichteten, erklärte uns Micky auch, warum er sich so über unseren Anruf freute. Nicht nur dass so eine Scheibengarnitur mal eben mit 6.000 Euro zu Buche schlägt, nein, vor ein paar Jahren hatte er innerhalb von einer Woche an 5 Booten kaputte Scheiben bzw. abgerissene Bügel. Nach 20 Minuten war die letzte Schraube raus, die Seitenscheiben wurden auf dem Vordeck platziert und die Doppelscheibe über das Oberdeck gelegt. Auf Mickys Frage, wer denn nun die Durchfahrt versuchen möchte, kam es von Andy wie aus der Pistole geschossen, na du, du bist schließlich der Besitzer und trägst das Risiko. Gabi und ich konnten uns dem nur anschließen.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht übergab ich Micky den Schlüssel. Er startete den Motor, Andy und Gabi machten die Leinen los. Seltsam war mir ja schon zumute, da fuhr doch glatt jemand "anders" mit "meinem" Boot. Wir fuhren bis zur Brückenmarkierung und wendeten. Der Brückenbogen kam immer näher. Aber noch immer sah es nicht wirklich danach aus, als ob wir locker durch passen würden. Aber Micky war voller Optimismus und traf genau die Mitte des Brückenbogens. Und tatsächlich, wir hatten mit demontierter Scheibe doch tatsächlich noch seitlich ganze 10 cm Platz. Bei uns allen machte sich Erleichterung breit. Hinter der Brücke wartete schon Andy. Mit einem zufriedenem Grinsen nahm er die Leinen entgegen und nach dem Festmachen machten wir uns eilig an den Wiederaufbau. In 15 Minuten war alles wieder montiert. Es fehlte zwar eine Schraube, die sich später im Salon wieder fand und der Bügel wollte noch nicht in die Verankerung einrasten, aber nach ein paar Schlägen mit der Zange von Andy, war auch das erledigt.

Micky bedankte sich noch einmal und wünschte uns noch eine schöne Resturlaubswoche. Gabi erwiderte, wir sehen uns dann in einem Monat! Was ihm allerdings nur ein Lächeln entlockte.

Ich startete wieder den Motor und der erste Maat Gabi machte die Leinen los. Das nächste war das Lock von Ballyconell, das wir mit unserer erworbenen Routine locker meisterten. Micky fuhr noch auf der gegenüber liegenden Brücke vorbei und hupte uns zu.

Wir machten uns auf, auch die letzten beiden Schleusen hinter uns zu lassen. Da wir nicht schon wieder in Aghalane übernachten wollten, fassten wir den Entschluß, zu versuchen vor Einbruch der Dunkelheit Geaglum zu erreichen. Wir mussten uns ranhalten, es war nur noch eine Stunde bis zur Dunkelheit. Der einzige Gegenverkehr auf der gesamten Strecke war kurz hinter Aghalane. Wir grüßten kurz, wie es die Höflichkeit verlangte und liessen unseren Nannidiesel bei ca. 1200 Umdrehungen vor sich hin werkeln. An der Abzweigung nach Belturbet fiel uns doch auf, dass hier vom gestiegenen Wasserstand nichts zu merken war. Also nahmen wir etwas Fahrt weg, umrundeten den Turm von Crome Castle, passierten Inish Herk und wählten die Route westlich von Dernish Island. Hier hatten wir wieder das Glück einige Rehe zu beobachten. Kurz vorm Dunkelwerden erreichten wir Geaglum. Ein sehr schöner geschützter Anleger, perfekt für die Nacht.