Sonntag, 27.10.2013

 

 

Leicht zerknirscht von der unruhigen Nacht ging Gabi heute in die Küche,  es gab frische Brötchen. Nachdem die Heizung für eine akzeptable Temperatur gesorgt hatte, beschloss auch ich mal in die Senkrechte zu kommen. Der Frühstückstisch war liebevoll gedeckt und der Kaffee fertig. Ein kurzer Blick auf die Karte, dann gegen den Himmel und es war klar, heute steht Kultur auf dem Programm. Die Sonne bekam immer mehr Oberhand, der Wind hatte etwas nachgelassen und wir machten uns auf die Ruinen von Inishmacsaint zu besichtigen. Dort angekommen machte sich der niedrige  Wasserstand bemerkbar. Denn kaum 1 Meter vor unserem Bug, waren schon die ersten Felsen auf dem Grund zu erkennen. Ein kurzer Blick rauf zur Ruine und

Gabi entschied sich für die Gummistiefel. Eine sehr weise Entscheidung!

Schon am Eingangsgatter zur Wiese, hatten die dort lebenden Kühe tiefe matschige Löcher hinterlassen. Auf halben Wege des Hügels wollte Gabi Fotos  vom Boot machen. Doch wie das halt so ist, Akkukapazität erschöpft. Also ich wieder zurück zum Boot, um neue Batterien zu holen. So ging unser Spiessrutenlauf wegen der Hinterlassenschaften der Bewohner weiter bis zur Ruine. Von dort oben hat man eine herrliche Aussicht. Allein das entschädigt für dieses Matschtreten. Auch die Ruine ist sehr schön, wir vermissten allerdings eine informationstafel. Aber wozu gibt es Wikipedia. Im strahlenden Sonnenschein machten wir noch einige Bilder. Bis dahin waren es schon weit über 700 an der Zahl. Dann machten wir uns auf nach Manor House.

Auf dem Weg dorthin, nahm der Wind wieder kräftig zu. Wir waren froh, als wir im Schutze von Horse Island, Manor House vor uns hatten. Je näher wir dem Steg allerdings kamen, umso mehr nahm der Wind zu, der uns auf der vollen Breitseite erwischte. Für mich reichte es aus, den Motor zu stoppen. Das Abbremsen und Anlegen übernahm der Wind.  Gabi,  Profi wie sie mittlerweile war, vertaute uns gut am Anleger. 

 

Wir gingen ins Office, um zu fragen, ob wir dort eine Weile liegen bleiben könnten. Dort angekommen entpuppte sich der Laden als gut sortierter Bootsshop. Ich entschied mich einen Fender zu kaufen, der uns auf der Steuerbordseite fehlte. Ob wir mit einem weniger gestartet waren oder wir den irgendwann verloren haben, war für uns nicht mehr nachvollziehbar. Auch nicht anhand der vorher gemachten Fotos. Nur eines war klar, wäre der Fender in Enniskillen an seinem Platz gewesen, wäre das Anlegemanöver ohne Kratzer am Rumpf ausgegangen. Der nette Mitarbeiter griff zur Leiter und suchte uns den farblich passenden Fender heraus. Dieser war zwar nur 37 cm lang, also kürzer als die anderen, die wir an Bord hatten, aber die Festmacherleine gab es gratis dazu. So beschloss ich, diesen einfach etwas tiefer zu hängen. Gabi stöberte derweil in den Regalen und fand einen niedlichen Schlüsselanhänger in Form eines Seepferdchens. Wir bezahlten 23 Pfund und mit der Zusage, wir dürften ruhig so lange bleiben, wie wir wollen, verließen wir den Landen. Unser Weg führte uns vorbei an der Ferienanlage, die auch um diese Jahreszeit gut besucht schien, bis hoch zum Golfhotel. Hier stand zwar was von Restaurant und Cafe aber alles was das Hotel verließ, trug Schlips und Kragen. Hier würden wir gewiss nicht reinpassen. Da wir noch geschäftlichen Papierkram zu erledigen hatten, ging es zurück an Bord, wo wir uns bei einer Tasse Tee genau dem widmeten. Nach gut 2 Stunden und permanent anhaltenden Starkwind, wollte ich ein Ablegemanöver probieren. Voller Euphorie waltete Gabi ihres Amtes und machte die  Leinen los.  Ich versuchte das Boot mit Hilfe des Bugstrahlruders in den Wind zu drehen. Mit Motor und Bugstrahlruder war der Effekt gleich null. Wir befanden uns lediglich 10 Meter weiter vorne am Anleger. Leicht gefrustet machten wir die Leinen wieder fest. Beim Festmachen bemerkten wir ausserdem, dass 2 unserer Fender ohne Luft waren. Womit ihre Funktion nicht wirklich gewährleistet war. Ich tauschte die Fender untereinander, um wenigstens an der Längsseite eine gleichmäßige Anschlagsfläche zu haben. Während wir etwas ratlos rumsaßen, suchte Gabi mit ihrem Tablet nach einem Wlan-Kanal. Und siehe da, MHM besaß gleich drei, doch uns fehlte der Zugangscode.

Dick eingemummelt suchten wir den Mitarbeiter und auf dem Weg dorthin bekamen wir sogar leicht nasse Schuhe. Da die Wellen sogar im Hafenbereich so hoch waren, dass das Wasser auf den Anleger schwabbte. Der Mitarbeiter war schnell gefunden. Wir erklärten ihm, was uns auf der Seele lag, und er bot uns freundlicherweise einen Platz auf der Innenseite des Hafens an, um die Nacht dort zu verbringen. Was wir nach einem kurzen Blick auf die angewiesene Stelle dankend ablehnten, da dort alles war, nur kein Platz zum manövrieren. Dazu noch bei diesem Wind, was ein Ding der Unmöglichkeit war. Weiters bot er uns an, uns beim Wegdrücken des Bootes zu helfen, wenn alle Stricke reissen sollten. Wir bedankten uns, er gab uns noch den Wlan Code und wir gingen wieder an Bord zurück. Die Internet-Verbindung war schnell hergestellt und ich aktualisierte unseren Status im Shannonforum und Gabi unterhielt sich mit den Lieben daheim. Aus dem Forum erfuhren wir, dass Charly mit seiner Frau Grundberührung hatten und kurz darauf manövrierunfähig wurden. Ein kurzer Blick auf die Karte und wir stellten fest, dass sie lediglich eine halbe Stunde von uns entfernt waren. Über eine pn boten wir ihnen unsere Hilfe an. Doch jetzt galt es erstmal, uns selbst zu helfen. Denn hier konnten wir auf keinen Fall über Nacht bleiben.  Mittlerweile war auch im Radio der Sturm zum Topthema erklärt worden. Ich beobachtete rund eine viertel Stunde die Windflagge im Hafen und stellte fest, dass es immer wieder einzelne Windphasen gab, in dem sich das ganze etwas abschwächte. Wir starteten den Motor. Ich ging raus und machte die Leinen los. Um ungewolltes Abtreiben musste ich mir ja keine Gedanken machen, da wir über die gesamte Breite an den Anleger gedrückt wurden. Ich bezog den Aussensteuerstand und beobachtete wieder die Windflagge im Hafen. In einem günstigen Moment aktivierte ich das Bugstrahlruder und auch wenn ich wusste, dass diese Motoren nicht für Dauerbetrieb ausgelegt waren, muss ich gestehen, dass mir das im Moment vollkommen egal war. Ganz langsam, fast in Zeitlupe, drehte der Bug in den Wind. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis der Winkel so steil war, dass ich den Gang einlegen konnte, um mit voll eingeschlagenem Ruder und Vollgas uns von diesem Anleger weg bringen konnte. Froh über das Erreichte fuhren wir erstmal Richtung lnish Clare Harbour. Kaum mit dem Bug auf dem See angekommen, war vom Bootfahren nicht mehr die Rede. Bei dem Wellengang und der hier draussen herrschenden Windstärke war an ein Erreichen von Carrickreagh nicht zu denken. Also hieß es Kehrtwendung. Selbst bei diesem Wendemanöver war ein Rollen des Bootes nicht zu vermeiden. Unsere Wahl für diese Nacht fiel auf High Island. Dort festgemacht, wurde schnell klar, eine gute Entscheidung. Hier war es doch merklich ruhiger. Kaum festgemacht, kam auch schon das Begrüßungskommando in Form einer Schwanfamilie mit 5 Jungen.

Nach einer ausgiebigen Futterorgie widmete ich mich wieder dem Shannonforum,  da wir hofften,  Neuigkeiten von Charly zu erfahren. Die auch prompt kam. Micky und sein Sohn hatten ihn sicher in einen Hafen gebracht. Wir waren erleichtert. An dieser Stelle sei erwähnt, wie Klasse die Gemeinschaft in diesem Forum funktioniert. Denn auch die Tipps von Klaus, Frank & Steffi haben uns sehr geholfen. Hier mal ein Danke an alle Mitwirkenden. Gabi schrieb noch ein bisschen mit ihren Lieben und nahm dann ihre Aufgabe als Smutje war. Ich begab mich in der Zwischenzeit nach draussen, um den Fendern die passende Höhe zu geben. Denn dieser Anleger ist sehr niedrig gelegen, sodass wir diese tiefer hängen mussten. Nach dem Essen freuten wir uns auf eine ruhige und entspannte Nacht.