Samstag,  26.10.2013

 

 

Auf unserem heutigen Tagesplan steht eine genauere Besichtigung von Enniskillen. Bevor wir starteten, musste noch der Wassertank befüllt werden und danach ging es los. Der Wind hatte merklich aufgefrischt und das Wetter war grau in grau. In unserem Hinterkopf hatten wir noch Mickys Warnung vom Vortag, dass ein Sturm aus England heran ziehen würde, mit Windgeschwindigkeiten bis zu 100 kmh. Auch im Radio wurde am Vorabend eine Unwetterwarnung ausgesprochen. Bis Inish More war es zumindest noch trocken. Höhe Knock Island öffnete der Himmel mal wieder seine Schleusen.

Um diesen Regenschauer abzuwarten, wählten wir die westliche Route um Cleenish herum. Weiter an The Moorings und Culky vorbei. Bei Ardhowen ließ der Regen etwas nach und so beschloss, ich den Supermarkt in Enniskillen vom oberen Steuerstand aus anzufahren. Bis zur Einfahrt nach Broadmadow war auch das alles kein Problem. Doch wie wir zum Shopping Center Anleger abbiegen, fängt es plötzlich heftig an zu schütten. Gabi, die schon mit der Leine in der Hand auf ihren Einsatz wartete, war binnen von Sekunden klitschnass. Direkt voraus am Anleger lag eine Inver Princess auch von ABC. In mir keimte die Hoffnung auf, sie würden uns vielleicht zu Hilfe kommen, wenn sie uns bemerkten. Etwa 5 Meter vor unserem anvisierten Anleger wird das Boot von einer Windböhe erfasst,  ohne das wir irgendwas dagegen tun können, wird das Boot mit der Backbordseite auf den Anleger geschoben. Mit einer Neigung von ca. 30 Grad hängt das Boot auf dem Anleger fest. Der Dauerbetrieb des Bugstrahlruders zeigte keinerlei Reaktion. Also blieb mir nichts anderes übrig, als das Boot rückwärts vom Anleger zu ziehen. Während dies geschah, schaute ich hilfesuchend zum anderen Boot. Aber ausser dass von innen die Scheiben geputzt wurden, tat sich nichts. Mit Vollgas schob ich die Duke mit voll nach Steuerbord eingeschlagenen Ruder wieder an den Anleger zurück. Der Wind erledigte den Rest. Wir machten das Boot fest und als wenn jemand den Schalter umgelegt hätte, hörte der Wind schlagartig auf. Die ganze Aktion hatte nicht länger als 2 Minuten gedauert, aber Gabi und ich waren durchweicht. Also hieß es wieder einmal, trocken legen. Kaum hatten wir trockene Sachen an, ließ auch der Regen nach. Froh darüber diese Situation auch allein gemeistert zu haben, machten wir uns auf, um bei Asda unsere Vorräte aufzufüllen. Doch zuvor hieß es noch den Rumpf zu inspizieren. Die weißen Pulverspuren an der Anlegerecke verhiessen nichts gutes.

Meine Befürchtungen wurden wahr......auf einer länge von drei Metern war ein riesiger Kratzer und im vorderen Bereich fehlte ein ganzes Stück GFK, etwa zehn mal einen Zentimeter gross. Na Klasse, das wars dann wohl mit der Kaution. Schwer gefrustet ging es nun in Richtung Asda.

Nach dem Einkauf hielt uns nichts mehr an diesem verdreckten Anleger. Wir fuhren zum River View jetty auf der anderen Seite von Enniskillen. Von hier aus wollten wir unseren Erkundungsrundgang starten. Bei strahlendem Sonnenschein machten wir uns auf in die Stadt. Vorbei an der Bibliothek bis zur Church Street. Wir bummelten die Geschäftsstrasse entlang bis zur East Bridge und wieder zurück. Auf dem Rückweg entdeckten wir in einer kleinen Seitengasse in der Middelton Street ein uriges kleines Cafe mit dem Namen Jennys Home Bakery.

Dort gönnten wir uns einen Kaffee bzw. Cappuccino und einem fantastischen Apple Pie mit Sahne. Das hatten wir uns verdient. Die Mädels dort zogen zwar ein Gesicht wie 10 Tage Regenwetter, aber der Service war trotzdem freundlich und die Dekoration ist sehr liebevoll gestaltet. Ein Besuch lohnt sich auf jedem Fall. Fit für neue Schandtaten ging es nun Richtung Enniskillen Castle, das aber wie wir fest stellen mussten um 17 Uhr schließt. Es war 16.55 - blöd!

Da wir des nächtens Wert auf Ruhe legten, war der derzeitige Liegeplatz direkt an der Hauptstraße mehr als ungeeignet. Das hieß für uns, wir mussten einen Zahn zulegen, denn wir wussten nicht, wie lange wir das Portura Lock passieren konnten. Wieder an Bord hieß auch direkt Leinen los. Bei der Ausfahrt beobachteten wir eine handvoll Schwäne, die es wohl besonders amüsant fanden, den Hintern rauszustrecken

.

Damit war klar, was sie von unserer Anwesenheit hielten "zwinker". Pünktlich um 17.25 passierten wir die Schleuse.

Jetzt mussten wir noch einen erreichbaren und windgeschützten Nachtplatz finden. Devenish East fiel aus, weil Micky uns gebeten hatte, diese Strecke aufgrund des Niedrigwassers nicht zu fahren. Unsere Wahl fiel auf den Anleger am Golfresort. Eine glatte Fehlentscheidung wie sich später noch rausstellte. Trockenen Fusses und während die Sonne unterging, erreichten wir den Anleger.

Der Wind hatte kräftig zugenommen. Somit war es ein leichtes, dort anzulanden. Vorerst entschieden wir uns, am vorderen Teil des Steges der See zugewandten Seite festzumachen. Nach getaner Arbeit erkundeten wir einen Teil des Golfplatzes. Doch der Wind nahm immer mehr zu und wir traten den Rückweg an. Wir spannten noch mal die Seile nach und begaben uns unter Deck,  um den Abend ausklingen zu lassen. Soweit zur Theorie.

Gabi bereitete, wie immer, ein sehr leckeres Abendessen zu. Ich war gerade dabei die neuesten Statusmeldungen im Shannonforum zu posten, als aus heiterem Himmel die Internet Verbindung abbrach. Vollkommen unverständlich,  da der Verkäufer  uns gesagt hatte, dass die Karte ohne Datenlimit 7 Tage gültig sei. Es waren aber erst 4 Tage her. Stattdessen bekamen wir die Meldung von Vodafone, dass wir für 4 bzw 5 Euro die Karte wieder aktivieren könnten. Verärgert über die Machenschaften von Vodafone und dem Beschluss diese darin nicht weiter zu unterstützen, schrieben wir an diesem Tagebuch weiter. 

Während unserer Gute-Nacht-Zigarette an Deck, bekamen wir noch ein wunderschönes Feuerwerk zu sehen. Wobei es schon komisch war, dass irgendjemand bei diesem Wind überhaupt was in den Himmel schießt.

Schon während der Zubettgehphase fiel uns auf, dass die Fender unter der permanenten Belastung immer stärker zu quietschen begannen. Auch brach sich im Abstand von 30 bis 40 Sekunden immer wieder eine Welle an der Bordwand, was sich anhörte, als ob jemand mit dem Hammer dagegen schlägt. Da war er nun - der Sturm. Wir gingen trotzdem mal ins Bett. Nach 5 Minuten hielt es mich nicht mehr in dem selben. Ich schlüpfte in meine Hose und wollte das Boot vom Anleger weiter nach vorne ziehen, da dieser in der Mitte einen Knick machte und so weiter nach Osten ausgelegt war. Da Gabi mich nicht allein gehen lassen wollte, gingen wir gemeinsam nach draussen und wir zogen in der Dunkelheit das Boot Klampe für Klampe weiter, bis das Boot am vorderen Teil des Steges angekommen war. In der Hoffnung, dass das Boot jetzt ruhiger liegen würde, gings wieder ins Bett. Unterm Strich war zwar das Wellenklatschen weniger, aber die Fender spielten die ganze Nacht hindurch trotzdem ihre eigene Musik.