Montag, 28.10.2013

 

 

Gut ausgeschlafen und nach dem üblichen Frühstück machten wir uns nochmal auf dem Weg nach Enniskillen.Doch zuvor wollte ich noch den obligatorischen Motorcheck durchführen. Und siehe da....Überaschung!

Im Krautfilter hatte sich ein kleiner Fisch verklempt und er lebte noch. Wir gaben ihn seine Freiheit und kehrten zur Tagesordnung zurück. Der Grund warum wir Enniskillen ein drittes Mal anfuhren, war eigentlich meine neu erworbene Liebe, die mir vorher vollkommen unbekannt war. Frische Apfeldonuts! Wer jetzt meint, die Donuts wären wirklich der ausschlaggebende Grund dafür - nicht ganz. Wir wollten auch nochmal einen neuen Versuch starten, um uns Enniskillen Castle anzuschauen. Bei Windstärke 3 bis 4 machten wir uns auf den Weg. Kurz vor Portura Lock kam uns die Inver Princess entgegen, der wir schon am Shopping Center begegnet waren. Wir grüßten freundlich und brachten auch den nächsten Schleusenvorgang hinter uns. Trotz der heftigen Regenfälle der letzten Tage war hinter dem Schleusentor nichts davon zu erkennen, dass sich die Wasserlage irgendwie entspannen könnte. Wir wählten wieder den Anleger hinter der Polizeistation. Ein anständiger Spaziergang konnte nicht schaden. Was sollen wir sagen, wieder einmal bei strahlendem Sonnenschein machten wir uns auf den Weg Richtung Castle. Wir entdeckten das Schild,  das uns andertags wohl "entgangen" war, und zwar die Öffnungszeiten. Mo von 14 bis 17 Uhr - es war gerade mal 10 Uhr - wieder blöd!

Was solls, es soll ja nicht unser letzter Besuch sein. In der Erwartung auf frische Apfeldonuts schlenderten wir am Wasser entlang Richtung Asda, wo wir uns dann mit reichlich Gebäck eindeckten und auf dem Rückweg nochmals bei Jennys vorbeischauten. Die Gesichtsausdrücke der Mädels hatten sich noch immer nicht geändert, aber sie erkannten uns wieder. Die Auswahl der Kuchen war riesig und der Kaffee wie schon gewohnt vorzüglich.

Auf dem Weg zur Duke entdeckten wir den Buttermarket.

Eine Ansammlung kleiner handwerklicher Betriebe und Künstler, die dort im Innenhof gelegen, ihre Ateliers und Werkstätten hatten.  Es werden sogar Workshops angeboten. Ich war mir sicher, wenn Gabi könnte wie sie wollte, hätte sie sich bestimmt für den nächsten Malkurs angemeldet. Ich kenn halt meine Süsse. In der Mitte des Innenhofes befindet sich noch ein kleines gut frequentiertes Cafe - Rebeccas Coffe Shop. Wir hätten gerne noch einen Kaffee getrunken, aber wir kamen ja gerade von Jennys. Ein Besuch dort kommt auf jeden Fall auf unsere to do-Liste für kommenden April.

Wieder an Bord nutzten wir das schöne Wetter und passierten zum 6 mal auf unserer Reise das Portura Lock. Auf halber Strecke Richtung Manor House frischte der Wind schon wieder kräftig auf. Mittlerweile drehte der Nanni 1800 Umdrehungen und wir kamen kaum vorwärts. Als Ziel hatten wir uns Tully Bay ausgesucht und, um uns und der Duke ein bisschen Ruhe vorm permanenten Wind und gelegentlichen Regenschauern zu gönnen, fuhren wir einen Bogen. Nochmal an unserem Anleger von heute Nacht High Island vorbei. Bei der Durchfahrt nutzten wir nochmal die vorerst letzte Möglichkeit einer Wlan-Verbindung. Gabi spurtete unter Deck und aktivierte sowohl Handy als auch das Tablet. Für mich war in erster Linie interessant, ob es im Forum in Bezug auf Charly etwas Neues gab. Dem war leider nicht so. Stattdessen wurde im Forum ,das für und wider einer Brückendurchfahrt mit Bug oder Heck zuerst diskutiert. Auch bei Gabi gab es nix Neues. So setzten wir unsere Fahrt fort.

Kaum aus dem Schutz von Horse Island heraus, erwischte uns der Wind wieder mit voller Kraft. Plötzlich einsetzender Starkregen zwang mich dazu, die Fensterpersening zu schließen. Kaum hatte ich das Fenster abgerollt, schlug mir der Wind die Persening mit voller Wucht ins Gesicht. Nur mit Mühe und kräftigem Zerren an den Reissverschlüssen, war es mir möglich etwas Ruhe in den Steuerstand zu bringen. Mehr Wellenreitend als fahrend  umschifften wir Inish Davar und hielten auf Tully Bay zu. Im Schutz von Tully Bay wurde der Wind erträglicher.

Dort konnten wir aber keinen freien Platz ausmachen und wollten eigentlich nach Dromcrow East. Da sich aber dieser Anleger schon laut Karte im hellblauen Bereich also im Seichtwasserbereich befindet und wir bei dem vorherrschenden Niedrigwasser Gefahr laufen könnten auf Grund zu gehen, entschieden wir uns für Tully Castle. Wir umfuhren den Marker in einem großen Bogen auf der westlichen Seite und entdeckten auf einer vorgelagerten kleinen Insel einen weissen Ziegenbock. Was der wohl angestellt haben musste, um sein Leben in Einzelhaft zu verbringen? Tully Castle kam in Sicht und im Schutze der Bucht wurde es trotz Dauerregen erträglich. Am Anleger angekommen, stellten wir zum einen fest, dass dieser weiter aus dem Wasser ragte als die Schutzkante unseres Bootes hoch war und zum anderen, war um das Boot herum der Grund schon sehr gut zu erkennen. Ein neuer Plan musste her. Unser erster Gedanke war Magho, doch in der Karte war ganz klar vermerkt,  no overnight mooring! Da sich das Wetter nicht zu bessern schien und es mittlerweile auf 16 Uhr zuging, trafen wir die folgenschwere Entscheidung, Castle Archdale anzulaufen.

Also machten wir kehrt, jetzt mit dem Wind im Nacken und hielten erstmal auf den Marker 57D  zu. Bei der vorherrschenden Windrichtung würden wir beim derzeitigen Kurs irgendwo bei 56T landen. Weit ab von unserem Ziel. Kaum hatten wir unseren anvisierten Marker passiert, kam der Regen fast waagrecht von hinten. Gabi brachte alle losen Gegenstände unter Deck und machte alles bereit, damit ich von unten das Steuer übernehmen konnte. Also nahm ich das Gas weg den Gang raus und eilte unter Deck. Bis zum Umschalten hatte uns der Wind vollständig gedreht und das Boot bekam auf einmal kräftig Schlagseite nach Backbord. Das Boot rollte wie das beste Karusell auf dem Jahrmarkt. Hinter mir und in der Küche schepperte es überall. Gabi hechtete in die Küche, um alles was noch nicht herunter gefallen war, irgendwie an seinem Platz zu halten. Und sie sich selbst natürlich auch.

Ich versuchte mit voll eingeschlagenem Ruder und Vollgas das Boot wieder in den Wind zu drehen. Das Boot stabilisierte sich etwas. In diesem Moment war ich das erste Mal froh, dass Gabi nicht wirklich sehen konnte, was draussen vor sich ging. Immer wieder zogen Wellen am Steuerstand vorbei, die bei weitem 50 cm höher waren als der Seitenaufbau der Duke. Um bei den Verhältnissen unser Ziel zu erreichen, blieb nur eins - kreuzen. Ich erklärte Gabi kurz, was als nächstes passieren würde und begann mit dem ersten Kreuzmanöver. Wieder wurden wir steuerbordseits von einer Welle erfasst und das Boot bekam erneut derartig Schlagseite, dass aus dem Backbordfenster nur noch Wasser zu sehen war. Mein Adrenalinpegel war dementsprechend hoch. Das Boot gegen den Wind gedreht kam die nächste Extreme auf uns zu. Das Vordeck verschwand fast vollständig in den nächsten Wellen. Das ganze kam uns vor wie eine Ewigkeit. Noch 2 mal wiederholten wir dieses Kreuzungsmanöver bis unser Kurs halbwegs stimmte. Auf Höhe Marker 58R2 beruhigte sich das Ganze etwas, da wir nun im Windschatten der kleinen Insel Inishmakill fuhren. Gabi und ich schauten uns nur an und waren uns einig, das bräuchten wir kein zweites Mal. Meine Süsse hatte ein Lächeln auf dem Gesicht und mir war sofort klar, dass das Erlebte nichts an unserem nächsten Irlandurlaub ändern würde. Während ich Castle Archdale ansteuerte, machte Gabi klar Schiff. Im Hafen angekommen, trafen wir die Inver Princess wieder. Wir legten mit dem Bug in Windrichtung an und gönnten auch dem Nannidiesel seine verdiente Ruhe. Wir warteten noch einen erneuten Regenschauer ab, machten einen Spaziergang über den Campingplatz und gingen durch den Wald wieder zurück zum Boot.

 

Von unseren Bootsnachbarn war nix zu hören und nix zu sehen. Nach einem leckeren Essen schrieben wir fleissig wie wir waren noch 2 Seiten des Tagebuches. Nach unserer obligatorischen Nachtzigarette an Deck, gingen wir ins Bett. Mich hielt es allerdings wieder einmal nicht lange dort. Denn auch hier waren wir vor dem Sturm nicht ganz sicher. Deshalb schlüpfte ich nochmal in meine Klamotten und legte die hintere Festmacherleine eine Klampe zurück, um zu vermeiden, dass uns das Geknirsche des Seils unseren Schlaf raubte. Danach war auch für mich Schicht im Schacht. Was für ein Tag - gute Nacht!